Dieser Newsletter widmet sich ganz dem Rückblick auf das Austauschforum bei der MuC 2024 in Karlsruhe. Viel Spaß beim Lesen.

Austauschforum Digitale Barrierefreiheit war ein voller Erfolg

Am 2. September 2024 fand in Karlsruhe – auf der Mensch-und-Computer Konferenz – zum ersten Mal das deutschsprachige Austauschforum Digitale Barrierefreiheit in hybrider Form statt. Zwei themenbezogene Sessions mit insgesamt 12 Vorträgen und eine Session mit Diskussionspanel gaben einen vielfältigen und abwechslungsreichen Einblick in Probleme und Lösungen zur digitalen Barrierefreiheit an öffentlichen Stellen, Wirtschaft, Hochschulen und anderen Anwendungsfeldern.

In der ersten Session des Austauschforums zur barrierefreien UX mit dem Schwerpunkt auf Technologie und Kommunikation gab es 6 Vorträge. Den Auftakt machte Clarissa Hohenwalde mit ihrem Vortrag "Kann ChatGPT komplexe wissenschaftsjournalistische Texte verständlich machen? Fehler bei der automatischen Übersetzung mit ChatGPT in einfache Sprache". Sie thematisierte die Herausforderungen bei der Nutzung von ChatGPT zur automatischen Übersetzung wissenschaftlicher Texte in einfache Sprache, wobei sie auf potenzielle Fehler und Grenzen einging. Im Anschluss präsentierte Sabina Sieghart zwei Studien zu digitalen Design Patterns, die in einem partizipativen Designprozess entwickelt wurden. Unter dem Titel "Digitale Produkte in Leichter Sprache" zeigte sie, wie solche Produkte gestaltet werden können, um die digitale Zugänglichkeit für alle zu verbessern. Ingmar Dorp stellte in einem Online-Vortrag den "Gebärdensprach-Avatar-Baukasten" vor. Er sprach über die Herausforderungen und Lösungswege bei der Entwicklung einer Software, die es ermöglicht, Gebärdensprach-Videos mit Avataren zu erstellen, zum Einsatz auf kommunalen Websites – auch ohne eigene Expertise in der Deutschen Gebärdensprache (DGS). Alexa Wunn, ebenfalls online zugeschaltet, beleuchtete die "Digitale Barrierefreiheit im Backend eines Content-Management-Systems (CMS)" und zeigte dies am Beispiel von TYPO3 auf. Sie erklärte, wie Barrierefreiheit auch im Backend von CMS-Systemen gewährleistet werden kann. Yehya Mohamad stellte in seinem Online-Vortrag einen "Leitfaden zur Erstellung von barrierefreien Infografiken im SVG-Format" vor. Er zeigte, wie Infografiken so gestaltet werden können, dass sie für ein breiteres Publikum zugänglich sind. Den Abschluss der Session bildete Nico Maikowski, der über "Barrierefreie Organisationspläne für Behörden: HTML statt PDF" sprach. Er plädierte dafür, Organisationspläne im Web barrierefrei und ohne unnötige PDFs zu gestalten, was insbesondere für behördliche Webseiten von großer Bedeutung ist.

In der zweiten Session des Austauschforums, die sich mit der Methodik der barrierefreien UX beschäftigte, wurden weitere Themen präsentiert. Den Anfang machte Tobias Ableitner mit seinem Vortrag "Verbesserung der digitalen Teilhabe mit Android-Bedienungshilfen". Hierbei ging er auf einen praxisorientierten Ansatz ein, wie Android-Bedienungshilfen in Pflegeeinrichtungen genutzt werden können, um die digitale Teilhabe von Menschen mit Einschränkungen zu fördern. Miriam Bursy führte anschließend online ihren Vortrag zur "Überprüfung der System Usability Scale in Leichter Sprache für inklusive Usability Testungen" vor. Sie zeigte, wie Usability-Tests durch die Anpassung der Skala in Leichter Sprache für eine breitere Zielgruppe zugänglich gemacht werden können. Oliver Vaupel präsentierte in seinem Vortrag "Wizard-of-Oz Usability-Tests für Barrierefreiheit" eine einfache Methode, um Barrieren in Design-Mockups und Wireframes zu finden. Er erläuterte, wie diese Methode eingeführt und in der Praxis getestet werden kann. Sven Bittenbinder sprach über "Onboarding für barrierefreies Miteinander im Beruf". Er stellte einen sicheren Erlebens- und Aushandlungsraum vor, der speziell darauf abzielt, die Inklusion neuer Mitarbeitender zu fördern und Barrierefreiheit bereits im Einstellungsprozess zu berücksichtigen. Björn Fisseler setzte sich in seinem Vortrag mit dem Thema "Digital Accessibility Literacy" auseinander. Er präsentierte ein Konzept zur Vermittlung digitaler Barrierefreiheit, das darauf abzielt, Fachleuten und Organisationen das notwendige Wissen und die Kompetenzen zu vermitteln, um digitale Angebote barrierefrei zu gestalten. Abschließend sprach Annett Farnetani über "Strategische Vorteile durch Reifegradmodelle". Sie zeigte auf, wie Organisationen durch den Einsatz von Reifegradmodellen ihre strategischen Ziele im Bereich der Barrierefreiheit effizienter erreichen können.

Die dritte Session des Austauschforums stand unter dem Thema "Barrierefreie UX im Unternehmen" und wurde in Form einer Panel-Diskussion durchgeführt. Moderiert von Jannik Bemm, brachte das Panel verschiedene Expertinnen und Experten zusammen, die ihre Erfahrungen und Einsichten zur Umsetzung barrierefreier UX in Unternehmen teilten. Zu den Teilnehmenden gehörten Beatriz González Mellídez, Oliver Vaupel, Christian Fuchs, Nico Maikowski und Anne Görs.
Die Diskussion drehte sich um die Herausforderungen und Best Practices bei der Implementierung von Barrierefreiheit in Unternehmensstrukturen. Die Panel-Teilnehmenden betonten die Wichtigkeit, Barrierefreiheit als festen Bestandteil der Unternehmenskultur zu verankern und nicht nur als technische Anforderung am Ende des Entwicklungsprozesses zu sehen. Sie hoben hervor, dass die Einbindung von Menschen mit Behinderungen in Design- und Entwicklungsprozesse wesentlich sei, um Lösungen zu schaffen, die wirklich inklusiv sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Austauschforum mit 76 Personen vor Ort und mindestens weiteren 73 online Teilnehmenden ein Erfolg war. Es ist gelungen, viele der im deutschsprachigen Raum existierenden Gruppen und Organisationen zur digitalen Barrierefreiheit als eine Community zusammenzubringen:

Es gibt leider keine Aufnahme vom Austauschforum. Aber wir haben vor, das Austauschforum bei der nächsten Mensch-und-Computer Konferenz (31.08.-03.09.2025 in Chemnitz) erneut stattfinden zu lassen. Vielleicht möchten sich noch weitere Gruppen und Organisationen anschließen?

Terminübersicht

  • 24. September 2024: Feier zum 4. Geburtstag der Web Accessibility Directive in Brüssel und online (hybrid). Anmeldung erforderlich.
  • 25. September 2024, 16.00-17.30 Uhr: IAAP-Webinar „Measuring the Accessibility Status of Higher Education Institutions“ (englisch, kostenpflichtige Registrierung erforderlich). Am Diskussionspanel nimmt auch Gottfried Zimmermann teil.
  • 16. Oktober 2024, 15.30-16.30 Uhr: Vortrag zu digitaler Barrierefreiheit von eBooks auf der Frankfurter Buchmesse (Gottfried Zimmermann, Cristina Mussinelli, Anne Bergman-Tahon). Halle „New Adult“, Stand E26.

Eine gute Woche wünschen Ihnen Gottfried Zimmermann und Laura Eppler.

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